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Konsequenz "Ecke stehen" - Wie ich dazu denke...

Neulich habe ich in einem Erziehungsratgeber gelesen, dass man die Kinder bei nicht erwünschtem Verhalten betrafen soll. So weit so gut, doch die Vorstellung des Autors war das Kind in eine Ecke zu stellen und über die Situation nachdenken zu lassen.

Ich war in diesem Moment fassungslos und absolut irritiert. Doch mir fiel eine Situation ein, die genau diese Intervention beschrieben hat.


Als ich in die Volksschule ging, war dies eine Erziehungsmethode, die geduldet wurde. In mir ploppte sofort das Gefühl von damals auf : Ich muss mich brav benehmen, sonst lande ich auch in der Ecke! Es erzeugte Druck, Angst und Mitleid. Mitleid mit den Kindern, die in der Ecke stehen mussten.

Im Rückblick ist es spannend zu sehen, wie sich die unterschiedlichen Kinder verhalten haben. Manche weinten in der Ecke, manche fanden es recht witzig und andere verhielten sich unglaublich still und das schlechte Gewissen war ihnen ins Gesicht geschrieben.

Im Rückblick denke ich nicht, dass diese Interventionen sonderlich hilfreich waren. Ich empfand sie bereits als Kind super entwürdigend und erniedrigend.

Ich traue mich zu behaupten, dass diese „Konsequenzen“ nicht mehr gelebt werden, da es mittlerweile eine viel größere Bewusstheit in unserer Gesellschaft gibt. Doch trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in welchen Eltern ihre Kids bloßstellen und als „liebevollen Trottel“ darstellen.


Für mich schlägt dieses Verhalten in eine ganz ähnliche Kerbe. Wie soll ein Kind zu einem selbstsichereren Erwachsenen werden, wenn es Erniedrigung erfährt? Wie soll ein Kind sein volles Potential entwickeln und das eigene Leben erforschen, wenn es mit der Angst leben muss, bloßgestellt zu werden?

Um nochmal zum Anfang zurückzukehren. Grundsätzlich habe ich null Einwände gegen den Aspekt, dass das Kind sein Verhalten reflektieren soll. Ich denke, dass dies ein ganz wichtiger Punkt ist, um das Kind gut in der Entwicklung zu unterstützen. Doch auch hier gilt, dass dies ganz individuell passieren soll. Wenn dein Kind nach einem Konflikt besser zurück zur Entspannung findet, wenn es alleine im Zimmer spielt, dann ist es super, wenn du als MaPa diesen Vorschlag machst. Wenn du merkst, dass dein Kind unglaublich schlechtes Gewissen hat und eher das Bedürfnis nach Austausch mit dir hat, dann macht es Sinn, dass du gemeinsam mit deinem Kind die Situation reflektierst.


Wie so oft landen wir bei dem Punkt, dass du dein Kind am Besten kennst. Du darfst entscheiden wie ihr Konflikte und Herausforderungen löst.

Zum Schluss möchte ich dir jedoch noch einen Gedanken aus dieser Geschichte mitgeben. Vielleicht möchtest du die Situation mit den Augen deines Kindes betrachten. Fühle dich in dein Kind hinein und spüre hin wie es sich fühlen könnte, wenn es jetzt alleine ins Zimmer muss etc. Und entscheide dann was du aussprichst. Und wenn du glaubst, dass du das nicht kannst, darf ich dich an dieser Stelle beruhigen. Du als MaPa besitzt auf jeden Fall die Eigenschaft dich in dein Kind hineinzufühlen, da bin ich mir zu 100 Prozent sicher!!!

Und falls du dich impulsiv in ersten Moment „falsch“ entschieden hast, dann darfst du deine Entscheidung ändern. Erkläre deinem Kind ganz einfach, dass du aufgrund deiner Wut zu schnell entschieden hast und du gerne XY anbieten möchtest. Das zeigt übrigens von Stärke und dein Kind lernt ganz nebenbei, dass man Fehler machen und sich diese eingestehen darf.


Alles Liebe,

Jacqueline


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